Unser Menschenbild

Vorbemerkung

In der Erlebnispädagogik spielt die Vermittlung von Werten eine grundlegende Rolle. Wertneutrale, oder „wertegalitäre“ Pädagogik ist aber utopisch. Denn letztendlich ist es immer der Pädagoge in seiner Vorbildfunktion, welcher bewusst oder unbewusst durch sein Handeln, Intervenieren oder Dulden sein persönliches Welt- und Menschenbild nach außen transportiert.

Aus diesem Grund empfinden wir es als sehr wichtig unser persönliches Menschenbild als transparente Grundlage unserer pädagogischen Arbeit offen zu legen, ohne dabei den Anspruch zu erheben, dies Verständnis dominant nach außen vertreten zu müssen.


Menschenbild

Dies hier vorgestellte Menschenbild ist ein selbst erarbeitetes, auf dem christlichen Glauben gegründetes Menschenbild.

Menschen…

… sind einzigartig und fähig einander zu ergänzen

Jeder Mensch ist einzigartig, hat besondere und individuelle Fähigkeiten, Charaktereigenschaften und Stärken. Menschen entfalten mit ihren einzigartigen Veranlagungen dann ihr gesamtes Potential, wenn sie sich mit ihren individuellen Fähigkeiten in einer guten Art und Weise so zusammenschließen, dass jeweilige Schwächen, welche ein jedes Individuum besitzt, in den Hintergrund treten. Unterschiedlichkeit ist wichtig und wertvoll.

… prägen einander

Menschen benötigen Reaktionen von anderen Personen um sich selbst wahrnehmen und entwickeln zu können. So entsteht das Selbstbild eines Menschen, wie dieser seine eigene Person im Verhalten seiner Mitmenschen erkennen kann. Anders ausgedrückt: Das eigene „Ich“ kann selbst nur erkannt werden, wenn es im „Du“, dem Gegenüber, gespiegelt wird. Dies bedeutet auch, dass Menschen durch ihr Verhalten beachtlichen Einfluss auf das Selbstbild ihres Gegenübers haben können. Denn “wie man Eisen durch Eisen schleift, so schleift ein Mensch den Charakter eines anderen.” (Die Bibel, Spr. 27, 17)

… wollen geliebt sein

Jeder Mensch ist auf Bestätigung, Anerkennung und Liebe angewiesen. Bekommt ein Mensch dies nicht in ausreichendem Maß zugesprochen oder vermittelt, erstrebt er dies durch sein Handeln (bewusst oder unbewusst) umso mehr zu erreichen – solange er die Hoffnung darauf hat.

… sind wertvoll, gleichwertig und geliebt.

Der Mensch wird nicht wertvoll durch das, was er tut, oder wie er sich entwickelt, sondern ist es von Anfang an. Er ist kein Zufallsprodukt der Natur. Jeder Mensch ist gleichwertig, liebenswürdig und vom Schöpfer dieser Welt, dem dreieinigen Gott (Gott dem Vater, Jesus Christus dem Sohn und dem Heiligen Geist), geliebt und gewollt.

… reagieren individuell aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen

Es sind immer die persönlichen Erfahrungen, die einen Menschen prägen und zu dem machen, was er heute ist. Doch auch wenn das soziale Umfeld durchaus bedeutenden Einfluss auf die Prägung eines Menschen hat, kann letztendlich nie vorhergesagt werden, welche Erfahrungen welche Auswirkungen auf das Selbst eines Menschen haben werden. Fest steht nur, dass jeder Mensch einen individuell erlebten Hintergrund hat, und entsprechend dieses Hintergrunds individuell und unter Umständen auch unvorhersehbar auf künftige Situationen reagieren wird.

… lernen am effektivsten durch Selbsterfahrung

Der Mensch lernt nachhaltig, wenn er motiviert und interessiert an einer Sache ist. Dabei lernt er durch Erklärung, Durchdenken, Zeigen und Abschauen von Vorbildern. Am nachhaltigsten lernt der Mensch aber durch Selbsterfahrung. Lernen ist nur bedingt Kopfsache. Der Mensch lernt mit allen Sinnen, sein Leben lang.

… brauchen Bewegung

Bewegung ist wichtig für den Menschen. Sie tut Körper, Seele und Geist gut. Körperliche Betätigung schafft einen klaren Kopf und hilft, sich wieder auf die wesentlichen Dinge im Leben zu besinnen.

… streben nach Selbstbestimmung

Von Natur aus hat der Mensch den Wunsch, alles (logisch) erklären zu können, sich möglichst gegen alles abzusichern, sich niemandem unterordnen zu müssen und auf niemanden angewiesen zu sein. So will er autonom die Welt mit seiner eigenen Kraft beherrschen können. Der Mensch hat einen eigenen freien Willen.

… sehnen sich nach Geborgenheit

Der Mensch merkt trotz seines stetigen Strebens nach Selbstbestimmung immer wieder, dass er nicht alles kontrollieren und in der Hand haben kann. So sehnt er sich danach, loslassen und abgeben zu können, sich nicht ständig selbst um alles kümmern zu müssen. Letztlich beschreibt dies die Sehnsucht nach Geborgenheit und vertrauensvollen Beziehungen, in welchen er sich guten Gewissens ein- und auch unterordnen kann.

… sind egozentrisch veranlagt

Der Mensch ist von Natur aus egozentrisch veranlagt. Das persönliche Wohl steht erst einmal vor allem anderen. Ein Mensch kann (und sollte) lernen, mit dieser innewohnenden Egozentrik verantwortungsbewusst umzugehen.

… machen Fehler

Der Mensch kann mithilfe seines Gewissens beurteilen, was rechtschaffen und was falsch ist. Dabei kann er sich auch bewusst für verwerfliche Taten entscheiden. Andererseits kann ein Mensch nie vollkommen oder perfekt werden und wird immer Fehler machen. Der Mensch ist ein fehlbares Wesen. Er kann höchstens lernen, mit seiner Unvollkommenheit besser umzugehen, sie zu akzeptieren.


Folgendes kann im Bezug zum Menschen noch gesagt werden:

Worte sind mächtig

Worte - Lob und Tadel - können sehr viel bewegen und bewirken (also auch zerstören). Worte sind mächtig. Denn „selbst die großen Schiffe, die nur von starken Winden vorangetrieben werden können, lenkt der Steuermann mit einem kleinen Ruder, wohin er will. Genauso ist es mit unserer Zunge. So klein sie auch ist, so groß ist ihre Wirkung! Ein kleiner Funke setzt einen ganzen Wald in Brand.“ (Die Bibel, Jakobus 3, 4-5)

Konflikte können bereichernd sein

Wo Menschen zusammen sind entsteht Wärme, auch „Reibungswärme“ in Form von Konflikten. Sie treten unweigerlich dann auf, wenn Menschen in engeren Kontakt miteinander treten: Zwei Meinungen oder Wesenszüge prallen aufeinander. Konflikte zu meiden schafft dauerhaft Distanz. Werden Spannungen hingegen konstruktiv bewältigt, kann Vertrautheit, Nähe, Freundschaft entstehen.

Freundschaften sind wichtig

Wenn der Mensch für sein Selbstbild auf die Spiegelung seiner Mitmenschen angewiesen ist, rückt dies zum Einen den Wert aufrichtiger, vertrauensvoller Beziehungen zu Mitmenschen an eine hohe Stelle, da die Reaktion nahestehender Menschen stärker beeinflusst. So haben Freunde (bzw. die „Peergroup“) großen Einfluss auf die Entwicklung von Menschen. Andererseits wird deutlich, dass der Mensch kein Einzelgänger ist und ihm dauerhafte soziale Isolation nicht gut tut.

Unbeantwortbarkeit existenzieller Grundfragen

Die Menschheit wird die Zusammenhänge dieser Welt rational nie komplett begreifen können. Insbesondere die Fragen „Wo komme ich her?“, „Was passiert nach dem Tod?“, oder „Was ist der Sinn des Lebens?“ können nicht logisch herleitbar beantwortet werden. Jeder Mensch muss diese Fragen für sich selbst beantworten.

Individuelle Erkenntnisse und insbesondere Dogmas zu solchen Fragen sollte man seinen Mitmenschen daher nie aufzwingen. Sich zu diesen existenziellen Themen in einen Austausch zu begeben, erachten wir dem entgegen als wichtig und bereichernd.

Damit stellen wir uns bewusst gegen die zunehmend vorherrschende „political correctness“, zu welcher es gehört, Meinungen über die eigene Weltanschauung für sich zu behalten und dadurch zu tabuisieren. Ohne vereinnahmen zu wollen ist es uns als Christen ein Anliegen, unsere Mitmenschen auch in solch zentralen Grundfragen des Lebens zum Nachdenken anzuregen – was selbstverständlich auch bedeuten kann, sich klar gegen unsere Ansichten positionieren zu dürfen.


Über Rückmeldung, Anregung und konstruktive Kritik freuen wir uns.

Weiterführend: Mehr zu uns (Rebecca, Filiz, Amelie, Jonathan, Simon), unserer Arbeitsweise, oder unserem erlebnispädagogischen Selbstverständnis.